MUSEUM JOHANNES REUCHLIN
PFORZHEIM NEUBAU EINES MUSEUMS IN HISTORISCHER KUBATUR
BAUHERR:
Freunde der Schloßkirche e.V.
BAUJAHR:
2006 - 2008
STANDORT:
Schloßberg 10, 75175 Pforzheim
Das Reuchlinkolleg ist die
ehemalige Sakristei der Schlosskirche Pforzheim, in der im 15. Jahrhundert
das Lehrzimmer und die Bibliothek von Johannes Reuchlin untergebracht
waren. Im Februar 1945 weitgehend zerstört, wurde die Schlosskirche
in den fünfziger Jahren wiederaufgebaut, wobei anstelle der Sakristei
drei Strebebögen den Gewölbeschub der Kirche aufnehmen und mit einem
einfachen Dach überdeckt sind. Mit dem Neubau des Reuchlinkollegs
soll die ursprüngliche Kubatur der Kirche wiederhergestellt und an
Reuchlins Wirken in Pforzheim erinnert werden.
Auf Grundlage alter Fotos und
Zeichnungen soll das Reuchlinkolleg in seiner äußeren Hülle, entsprechend
dem Vorkriegszustand, neu aufgebaut werden. Dabei handelt es sich
nicht um eine exakte Rekonstruktion, sondern eine abstrahierte Neuinterpretation
der einstigen Außenform. Die Nachkriegs-Strebebögen werden in das
Neubaukonzept integriert und bleiben im Innenraum präsent. Eine Eternitfassade,
in die die historischen Fensterformate als Intarsien eingefügt sind,
umhüllt den Baukörper und gibt ihn als zitierende Neubaumaßnahme zu
erkennen.
Im Innenraum wird ein Informationszentrum
über Johannes Reuchlin installiert, das neben der Präsentation historischer
Dokumente mit moderner audiovisueller Technik ausgestattet wird. Eine
von der neuen Stahlbetondecke abgehängte Stahlkonstruktion mit drei
Ebenen nimmt das Ausstellungssystem auf. Eingestellte Regale erinnern
an Reuchlins bedeutende Sammlung griechischer und hebräischer Bücher,
die heute in der Badischen Landesbibliothek verwahrt ist. In den Regalen
integrierte Bildschirme ermöglichen das virtuelle Blättern in ausgewählten
Schriften.
Verglaste Fugen zwischen Neubau
und Kirchenwand belichten den Raum und versehen die historische Wandfläche
mit Streiflicht, das die ehemalige Verbindung mit dem Kirchenschiff
als auch die Kriegsspuren sichtbar macht. Die Kirchenwand selber wird
so zum Bestandteil der Ausstellung, durch die „kritische Rekonstruktion“
des Reuchlinkollegs mit der Wiederherstellung der mittelalterlichen
Volumina wird die Schlosskirche in ihrer historischen Gesamtheit wieder
spürbar. Ein wichtiger Bestandteil der Pforzheimer Stadtgeschichte
wird damit neu belebt.